"Die Wegwarte ist heute eine eher vergessene Heilpflanze. Wir möchten sie im kommenden Jahr als Heilpflanze des Jahres den Menschen wieder näher bringen“, begründet Konrad Jungnickel, Vorsitzender des Vereines NHV Theophrastus die Wahl im Rahmen des 17. Heilkräuter-Fachsymposiums im Lausitzer Kloster Sankt Marienstern.
Chicoreé und Radicchio sind den meisten Salatliebhabern als Kulturformen der Wegwarte bekannt. Ein naher Verwandter ist die Endivie, allen gemeinsam ist ihr bitterer Geschmack. Die Wurzel der Wegwarte ist reich an Inulin, einer langkettigen Zuckerverbindung. Geröstet ergibt sie als Zichorienkaffee ein koffeinfreies Ersatzgenussmittel, um dessen Geschmack schon Friedrich der Große wusste. Er förderte den Anbau der Zichorie als preisgünstige Alternative zum teuren Bohnenkaffee. In Komposition mit Gerste und Roggen ist die Zichorienwurzel bis heute Bestandteil eines koffeinfreien Kaffee-Ersatzes.
Die himmelblaue Sonnenbraut, so wird die Wegwarte im Volksmund genannt, weil sie sich der Sonne zuwendet, ist nicht nur eine Salatpflanze, sondern auch ein Heilkraut mit wissenschaftlicher Anerkennung vor allem wegen seiner Wirkstoffe als Heilmittel bei Appetitlosigkeit und Verdauungsbeschwerden. Der Korbblütler blüht von Juni bis Oktober, kann bis zu einem Meter hoch werden und bildet mehrjährige Stauden. Wobei sich im ersten Jahr eine bodenständige Blattrosette ausbildet. Erst später wächst sie mit vielen weißen oder himmelblauen Blüten hoch, die sich nur für einen Tag nach Sonnenaufgang öffnen, das hat ihr auch den Namen „Faule Gretel“ gebracht.
Schon Wissenschaftler der Antike und später im Mittelalter ließen sich von ihrer zarten Erscheinung inspirieren, so beschreibt Plinius etwa in der Naturalis historia die Zauberkraft der Wegwarte. Sie soll ihren Träger im Kampf unbesiegbar und unverwundbar machen. Paracelsus beschrieb die Pflanze als schweißtreibend. Sebastian Kneipp empfahl sie bei Magen-, Darm-, Leber- und Blasenerkrankungen. Nach Kommission E, das ist eine wissenschaftliche Sachverständigenkommission für pflanzliche Arzneimittel, wird sie als Tee bei Appetitlosigkeit und Magen-Darm-Beschwerden eingesetzt.
Tee-Mischung bei Magen-Darm-Beschwerden: In Kombination mit Löwenzahnwurzel zu gleichen Teilen mischen und einen gehäuften Teelöffel mit nicht mehr kochendem Wasser übergießen, zugedeckt 10 Minuten lang ziehen lassen. (beide Drogen sind auch in der Apotheke oder im Reformhaus erhätlich)
Die Wegwarte wird auch bei Schwächezuständen, Rheuma und Gicht sowie äußerlichen Hautkrankheiten wie Ekzemen angewendet. Im Mittelalter wurde sie schwangeren Frauen verordnet, um Eisenmangel zu beheben.
Wichtigste Inhaltsstoffe sind bittere Sesquiterpenlactone, Cumarine, Phenolcarbonsäuren und Inulin, zudem steckt in ihnen ein hoher Gehalt an Proteinen, Kohlenhydraten und Mineralstoffen.
Comments