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TIPPS und TRICKS fürs Wandern: Mit Almtieren unterwegs - wie gefährlich sind sie wirklich?


Almvieh war in den vergangenen Wochen wieder vermehrt Mittelpunkt von Medienberichten. Nach einigen Unglücken, die tragisch ausgingen, kann man auf Almen und an stark frequentierten Orten Maßnahmen zur Besucherlenkung beobachten, Plätze und Wege werden eingezäunt. Dazu verpflichtet sind Almbetreiber grundsätzlich nicht, wie ein OgH Urteil aus dem Jahr 2020 sagt. Bei besonderen und örtlich eingegrenzten Gefahren, können jedoch zumutbare zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen gefordert werden. Entsprechende Warnschilder aufzustellen reicht dabei nicht aus. Dass wir als Wanderer, Spaziergänger und Besucher jedoch in den Lebensraum der Almtiere eintreten, dass sollte jedem von uns bewusst sein. Foto: kraeuterfreu/ Jane Kathrein


Den Klang der Glocken hören wir von Weitem. Graue und braune Hügel rücken näher, bekommen vier Beine, Augen. Die Begegnung mit Kühen oder anderen Almtieren im Sommer lässt sich auf Wanderungen in den Alpen kaum vermeiden. Was bei den einen Entzücken auslöst, macht anderen Menschen Angst. Einer attackierenden Kuh können wir nicht davonlaufen, das wissen alle spätestens seit den Medienberichten über Unglücke mit Alm-Vieh in den Bergen. Eine ausgewachsene Kuh kann ein Gewicht von 650 Kilogramm erreichen, das sie dann auch mit ganzer Kraft einsetzt.


Nervosität taucht in der Gruppe auf, Kameras werden gezückt, ein paar Wanderstöcke ausgepackt, in der größten Verlängerung fixiert: zur Verteidigung, sagt eine meiner Begleiterinnen. "Ruhe bewahren", sage ich. Die Situation beobachten, einschätzen denke ich weiter.


Begegnungen mit Mutterkühen werden auf Wanderungen immer häufiger, weil die personalintensive Milchviehhaltung auf den Almen deutlich zurück geht, stellt der Österreichische Alpenverein fest. Auch junge Stiere können ihrem Spieltrieb nachgehen und an fotografierenden Menschen sind Kühe wie Schafe immer interessiert, erlebe ich. Die einen weil sie Salz suchen, dass wir in Rucksack oder T-Shirt schwitzten, die anderen weil sie neugierig sind.


Wird der Foto-Stopp zu lange, zeigen uns das die Tiere deutlich an. Im Stubaital galoppierte vor drei Jahren eine Stute zwischen die Herde und uns, Ende der Fotosession mit den Fohlen. Vor Schreck stolperte eine Frau in dem Blaubeeren-Gestrüpp, verdrehte sich ein Knie (formuliert man das so?). Nach Studien des Kuratoriums für Alpine Sicherheit häufen sich in den vergangenen Jahren problematische Situationen mit Weidetieren. Vor allem im Beisein eines Hundes wurden vermehrt fatale Zwischenfälle mit Mutterkühen, die den Hund als Bedrohung wahrnehmen, gemeldet.



Keine Alm ohne Vieh. Neben Kühen, Schafen, Ziegen und Pferden tauchen in letzter Zeit auch vermehrt Esel und Alpakas auf Almen in Bayern, Tirol, Südtirol und dem Trentino auf. Das sind keine Kuscheltiere! So störrisch und nervös wie ein Esel, können übrigens auch Alpakas sein. Auf Streicheln reagieren die Neuwelt-Kamele mit Stress. Foto: kraeuterfreu/Jane Kathrein


Damit die Begegnung mit Tieren auf einer Alm ein Wunder bleiben kann, müssen wir uns an ein paar Regeln halten!


+ Die Tiere beobachten. Liegen sie entspannt im Gras oder fressen sie gemütlich. Sind sie aufgebracht, tönen sie oder laufen sie durcheinander? Situationen können sich von Tag zu Tag verändern. Wir wissen nicht was vor unserem Eintreffen an diesem Ort geschehen ist, ob es zum Beispiel eine Störung durch einen Hund gegeben hat oder eine große Wandergruppe oder Mountainbiker.


+ Die Situation immer wieder neu einschätzen.


+ Wo möglich einen Bogen um die Herde machen, wenn das nicht möglich ist dennoch Abstand halten. Nicht streicheln!


+ Manchmal reagieren Kühe auf Klatschen und geben den Weg frei.


+ Foto-Stopps so lange wie unbedingt nötig halten.


+ Stöcke zum Abstandhalten einsetzen, wenn das unbedingt nötig wird.



Viele der Attacken über die Medien zuletzt berichteten, ereigneten sich an stark frequentierten Orten wie Almhütten usw. oftmals waren Hunde involviert. Almtiere sehen Hunde als natürlichen Feind an. Ich möchte den Frühsommer als besondere Jahreszeit auf den Almen dazu noch ergänzen.


"Das muss man sich wie einen Schulausflug vorstellen", erzählte mir vor vielen Jahren ein Almer und Hirte. Wenn das Alm-Vieh den ersten "Ausritt" auf den grünen Weiden macht, Rangordnungen in der Herde neu ausgetragen werden müssen, das Vieh auf Sommerfrische ist. "Das Vieh kommt nach Monaten der Stallhaltung auf die Wiesen, ist neugierig, aufgeregt und kommt noch nicht mit der neuen Freiheit zurecht. Wenn dann hunderte Menschen über die Alm wandern, darf es uns nicht wundern, wenn das eine und andere Vieh überdreht."


Seit einiger Zeit versuche ich meine Mitwanderer schon vorab auf solche Situationen vorzubereiten und über Fragen die Stimmung bei den Menschen zu lesen. Nicht alle Wanderer haben Erfahrungen, die mitbringen. WAS wäre wenn wir einer Herde von Kühen begegnen? Wer fühlt sich bei dem Gedanken unwohl? Wie verhalten wir uns?


Als Guide macht man sich mit diesen Regeln nicht immer beliebt. Dass Pferde keine Mango-Stücke fressen sollten, müsste jedem erwachsenen Menschen einleuchten. Das war nämlich Teil des Erlebnisses im Stubaital, von dem ich euch erzählt hatte. Wenn das jemand versteckt macht, ist das umso ärgerlicher. Dann kann ich schon auch einmal energisch werden und eine Aktion offen ansprechen. fotos: kraeuterfreu/ Jane Kathrein


Schreibt mir gerne von euren Erfahrungen und Beobachtungen wie die Besucher-Lenkung aktuell in den Tälern umgesetzt wird.




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