Lavandula angustifolia schenkt uns Ruhe, Cychorium intybus versorgt unser Verdauungssystem mit Bitterstoffen. Die Arzneipflanze und die Heilpflanze des Jahres 2020 sind wohlbekannt, sie heißen Lavendel und Wegwarte.
Die violetten kleinen Blüten stecken in Augenkissen und Aroma-Polstern, seine ätherischen Öle bereichern Massageöle und Sitzbäder. Der Echte Lavendel trete gleich mit einer Reihe von Wirkungen als Arzneipflanze des Jahres in Erscheinung, erklärt Tobias Niedenthal vom Studienkreis Klostermedizin gegenüber der Fachzeitschrift „Der Heilpraktiker“, nachdem die Arzneipflanze des Jahres 2020 bekannt wurde. Es gebe immer mehr Studien, die eine positive Wirkung des Echten Lavendel auf Nerven, Herz und Kreislauf bestätigen. Lavandula angustifolia punktet zusätzlich mit wenigen Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten.
Das ätherische Öl wirkt bei inneren Unruhezuständen, Einschlafstörungen und depressiver Verstimmung, außerdem bei nervösen Bauchbeschwerden. Äußerlich kann Lavendel bei Kreislaufbeschwerden in Form von Bädern unterstützen. Seine hautreizende Wirkung macht man sich in Form von Einreibungen bei rheumatischen Beschwerden zunutze, wegen seiner antibakteriellen Wirkung ist Lavendel auch in vielen Gurgel-Lösungen enthalten. Dass Lavendel Migräne-Attacken vorbeugen oder bei Kopfschmerzen Erleichterung bringen kann, ist bekannt. So soll Königin Elisabeth I. von England Lavendel-Tee gegen ihre Migräne-Attacken getrunken haben.
Warum werden überhaupt die Pflanzen des Jahres gekürt? Der Sinn dieser Wahl bestehe laut des interdisziplinären Studienkreises für Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde am Institut für Geschichte der Medizin an der Universität Würzburg darin, die heilende Wirkung der jeweiligen Pflanzen und Kräutern der breiten Öffentlichkeit näherzubringen und das naturheilkundliche Wissen zu bewahren. Außerdem soll die Bedeutung der Phytotherapie bekannter werden. Eine unabhängige Jury trifft die Wahl, das Ergebnis wird im Kloster Sankt Marienstern in Sachsen bekannt gegeben.
Ernterückgänge in Provence. Die ursprüngliche Heimat des Lavendels sind übrigens die Küstenregionen des Mittelmeerraumes. Benediktiner Mönche kultivierten den Blaublütler nördlich der Alpen. Ausgedehnte Lavendelfelder sind uns aus dem Süden Frankreichs bekannt, sie gelten als beliebtes Fotomotiv auf Urlaubsreisen. Dabei wissen nur wenige,
dass kaum echter Lavendel dort gedeiht. Angebaut wird vorwiegend Lavandin, das ist ein Hybrid aus echtem Lavendel und breitblättrigem Lavendel auch Speik-Lavendel genannt, der besonders ertragreich ist und für die Herstellung von Seifen und Parfüms verwendet wird. Offenbar haben sich zwischen 2002 und 2012 die Anbauflächen in der Provence halbiert, die Ursache wird in schneearmen Wintern und Schädlingsbefall gefunden. Die Schneedecke schützt viele Pflanzen vor intensivem Frost.
Lavendel-Anbaugebiete findet man neben Frankreich, auch in Spanien, in Südosteuropa, in Russland und in Großbritannien. Wenn im Handel zwischen Lavendel fein und Lavendel extra unterschieden wird, ergibt sich diese Bezeichnung aus der Höhenlage des
Anbaugebietes.
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